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ascheZuGOLD Geschichten
Vor ungefähr einem Jahr bekam ein Mitarbeiter aus unserem Team die
Möglichkeit als Integrationshelfer in einem Förderzentrum im
Grundschulbereich zu arbeiten. Er landete in einer Klasse, wo vor allem
die Kinder unterrichtet wurden, die nirgends anders wirklich reinpassten.
Da waren Fälle von Traumata, ADHS und Autismus.
Kinder die nicht ins System passen und die häufig nicht so funktionieren,
wie sie gerne sollten und dadurch schnell abgestempelt werden.
Unser Mitarbeiter konzentrierte sich anfangs vor allem auf ein Kind, fing
aber schon bald in den Pausen- und Spielzeiten an Graffitis zu zeichnen.
Es dauerte nicht lange und er hatte die volle Aufmerksamkeit einiger
Schüler aus der Klasse, die von ihm lernen wollten und ihre Spielzeiten
dafür zur Verfügung stellten. Es war die Gunst Gottes und eine Lehrerin,
die die Bereitschaft besitzt für diese Kinder zu kämpfen, die es möglich
machten, dass die Kids schon bald auch zu bestimmten Zeiten im
Unterricht zeichnen durften.
So wurden Zeitschriften gewälzt, Buchstaben kopiert und anfangs einer
Menge abgezeichnet. Es dauerte nicht lange und es wurde bei einem
ersten Kind positive Veränderungen im Schriftbild festgestellt. Schon bald
entstanden erste eigene Entwürfe, verwackelte Linien wurden scharf und
aus erste Kritzeleien entstanden zunehmend tolle Zeichnungen.
Nach einigen Monaten, bekam eines der Kinder die Möglichkeit einer
ersten Auftragsarbeit, ein weitere Zeichnung landete auf einer Leinwand
und durfte ins Schulgebäude gehängt werden.
Schüler fingen an zu staunen und wurden motiviert selbst auch zum
Bleistift zu greifen und erste zögerliche Skizzen anzufertigen.
Heute nach nicht einmal einem Jahr, durfte dieser Mitarbeiter mit zwei
seinen Jungs auf eine normale Grundschule fahren, wo diese beiden 10
Jährigen vor anderen Schülern einer normalen Schule über Graffitis
sprachen. Als sie ihre Zeichnungen auspackten, herrschte absolute
Verblüffung im Raum. Keiner hatte dies erwartet.
Niemals hätte man dies von einem 10-Jährigen und erst recht nicht von
einem Förderschüler erwartet. Die Welt dieser Schüler wurde auf dem
Kopf gestellt.
Nach einem klasse Vortrag ging es an die Hauswand der Schule, wo die
beiden zusammen anfingen den Hintergrund eines Graffitis zu gestalten.
Danach ging es zurück zum Förderzentrum, wo sie zur Direktorin bestellt
wurden. Ja das kennen sie, bis jetzt aber nur um einen Tadel zu
kassieren, Schulausschluss zu bekommen oder Strafarbeiten zu tun …
heute aber nicht. Heute wurden sie geehrt und gewertschätzt und
empfingen so viel Lob, dass sie vor Stolz fast platzten.
Schon jetzt freuen sie sich riesig, die angefangene Arbeit an der
Schulhauswand der anderen Grundschule zu beenden.
Ein echter ascheZuGOLD Moment.
Zum Nachdenken:
Häufig sind wir so sehr darauf bedacht an den Schwächen unserer Kinder
zu arbeiten, damit sie ins entsprechende System passen und irgendwie
funktionieren, dass wir verpassen zu erkennen wer sie eigentlich sind. Es
braucht mutige und kühne Eltern, Lehrer und Betreuer die bereit sind
andere Wege zu gehen um besondere Kinder in ihre besondere Berufung
zu begleiten und diese zu fördern. Unsere Gesellschaft wird sie benötigen.
Graffitikünstler